Gesandt am: Dienstag, den 17. Dezember 2002, 19:38 Uhr
Thema: Der Rosenkranz aus evangelischer Sicht
In dem kürzlich veröffentlichten Apostolischen Schreiben von Johannes Paul II., "Rosarium Virginis Mariae" (zu lesen im Internet unter:
http://www.tlig.org/gm/gmrosaryencyc.html) heisst es: "Wenn man die Ereignisse des Rosenkranzes mit Maria betrachtet, so ist es, als ob man sich in die 'Schule' Mariens begeben würde,
um etwas über Christus zu lernen, in Seine Geheimnisse einzudringen, Seine Botschaft zu verstehen." Der Rosenkranz kann sogar förderlich für die Ökumene sein, bekräftigt der Papst.
Dieser Standpunkt wird von Professor Stephan Tobler von der Universität Tübingen in Deutschland, einem reformierten evangelischen Theologen, geteilt, berichtet Radio Vatikan.
"Ich muss gestehen, dass ich es in einem Zug durchgelesen habe", berichtete Tobler über das Apostolische Schreiben. "Es ist ein Schreiben, das von einer spirituellen und theologischen Tiefe durchdrungen ist, die ich nicht erwartet hatte - ein Schreiben, das eine evangelische Dimension erkennen lässt, die mich sehr überrascht hat."
"Das Schreiben besagt, dass es notwendig sei, den Rosenkranz als christologisches Gebet wieder neu zu beleben," fügte er hinzu. "Das tut es auch, von der ersten bis zur letzten Zeile."
"Wenn das Dokument auf die 'Gnade, die Maria uns schenkt, wenn wir zu ihr beten' anspielt, dann spricht es von der Gnade, die Gott uns fast durch die Hand Mariens gibt, aber mit einem 'fast',
so als ob man ausdrücken wollte: sie 'ist und ist nicht'", äusserte der Theologe.
"Somit wird es auf diese Weise in die Dynamik der göttlichen Dreifaltigkeit eingeführt, und ich sehe hier auch die Nähe zu dem Empfinden der Reformierten, welche die Gestalt Mariens
schätzen, aber nur insoweit, als das nicht davon ablenkt, auf Jesus, den Heiligen Geist und den Vater zu schauen", stellte er fest.
In diesem Zusammenhang können die reformierten Gemeinden durch die Worte des Papstes ermutigt werden, meinte der Theologe.
"Ich glaube, dass die evangelischen Kirchen in Maria das Bild der Person wieder entdecken können, welche sich durch ihr 'Fiat' (Dein Wille geschehe), durch ihr
'Tut, was immer Er euch sagt', durch ihr Ausharren am Fusse des Kreuzes, durch ihre stille Anwesenheit inmitten der Jünger Gott gegenüber vollkommen geöffnet hat,"
sagte Professor Tobler.
"In diesem Schreiben betont der Papst, dass der Rosenkranz mehr ist als ein Wortgebet, er ist eine Betrachtung des Mysteriums," fuhr er fort. "Sicherlich sind heutzutage das Empfinden
und das Bestreben darauf ausgerichtet, einen Platz wiederzufinden, an dem sich das Herz ausruht, wo die Seele die Geheimnisse Gottes betrachtet und auch die Art und Weise, welche
dies ermöglicht, ergründet. Wir müssen in unseren Traditionen die Wege wieder neu entdecken, die uns angemessen sind, die Analogie."
Tobler fügte eine optimistische Anmerkung zur Ökumene hinzu: "Ich bin davon überzeugt: Wenn die Katholiken den Rosenkranz so beten, wie es in diesem Apostolischen Schreiben
vorgeschlagen wird, und wenn die Protestanten ohne Vorurteile diese neue Auffassung vom Rosenkranz anerkennen und wieder entdecken, dann ist das eine günstige Gelegenheit.
Aber wir müssen dafür arbeiten."
________________________________________________
Um sich aus dieser WLIG-Mailing-Liste zu entfernen, antworten Sie einfach
auf diese Notiz, und setzen Sie das Wort ENTFERNEN (REMOVE) in die Betreff-/Titelzeile.
Anfragen sind an david@tlig.org zu richten.
Ein Archiv letzter Mailings ist verfügbar über:
http://www.tlig.org/forum/forum.html (Bitte beachten Sie, dass das meiste zur Zeit nur auf Englisch vorhanden ist) ________________________________________________